Montag, 20. Dezember 2010

Tongariro Nothern Circuit

Letzten Montag machten Julian, Andy und ich uns auf den Weg in Richtung Taupo. Geplant war die komplette Tour durch den Nationalpark, die immerhin 50km lang ist und 4 Tage erfordert. Also setzten wir uns früh morgens ins Auto und fuhren 5 Stunden bis zum Startpunkt der Rundwanderung. Tja und dann ging das Abenteuer los:

Ausgerüstet mit unseren Backpacks, Essen, Trinken, 2 Zelten etc. setzten wir uns langsam in Bewegung. Unser ganzer Krempel wog sicher so ca. 20 kg, sodass wir schnell feststellten, dass das ein ganz schön anstrengendes Unterfangen werden könnte. Erschwert wurde unser Vorhaben außerdem von unserer naja sagen wir nicht optimalen Ausrüstung, so wurde nicht mit Wanderschuhen sondern mit normalen Straßenschuhen gewandert, außerdem haben Julian und ich uns einen kreativen Regenschutz aus Müllsäcken gebastelt um unsere Rucksäcke zu schützen.

Am Montag ging es dann erst einmal gemächlich los. Nach 3 Stunden sollten wir die erste Hütte erreichen, wo wir unser Zelt für die Nacht aufstellen wollten. Doch schon nach 5 Minuten wandern wurden wir auf die erste Probe gestellt. Julian zog enthusiastisch an seinem Schultergurt und plötzlich hatte er die komplette Schnalle in der Hand. Andy und ich wären fast an den folgenden Lachkrämpfen gestorben, aber wir beruhigten uns dann doch noch und Julian konnte mit einem Knoten weiter marschieren. Nach einer halben Stunde waren wir schon ziemlich mitgenommen, da das Gewicht doch ziemlich an unseren Schultern zog. Wir kamen uns absurderweise wie beim Bund vor, nur dass die da mindestens ne richtige Ausrüstung haben (wie Julian feststellte). Aber nach 3 Stunden sind wir dann tatsächlich an der Mangatepopo Hut angekommen, wo wir von vielen anderen Wanderern (ja mal wieder Deutsche so weit das Auge reichte, ist ja schließlich unser Nationalsport J) aufmerksam beäugt wurden.Von manchen wurden wir sogar wegen unseres unprofessionellen Auftretens etwas belächelt. Außerdem trafen wir auf eine Gruppe von Jugendlichen die alle in Army- Anzüge gehüllt waren. Sie waren aus Australien und wie in einer Art Feriencamp unterwegs. Sie sollten uns noch die ganze Zeit begleiten.Vor allem morgens, wenn wir etwas verplant aus dem Zelt schauten, hatten wir ab und zu kurz den Eindruck, es wäre Krieg ausgebrochen.

Am nächsten Tag wurden wir dann frühmorgens von Nebel und Regen begrüßt, was natürlich unsere Stimmung direkt hob. Julian und ich legten unseren originellen Regenschutz an uns so trotteten wir durch den strömenden Regen. Nach ein paar Minuten waren wir bis auf die Haut nass und hatten eigentlich die Schnauze voll. Hinzu kam noch, dass es nun bergauf ging und wir ziemlich schnell am Ende waren. Eigentlich wollten wir auf den Schicksalsberg hochklettern, aber das Wetter machte das unmöglich.

Am Mittwoch war das Wetter dafür wieder schön, die Sonne schien und alle Wolken hatten sich verzogen. So machten wir uns auf den Weg in Richtung Schlafplatz für die nächste Nacht. Auf einem der Krater trafen wir auf zwei Australier und als wir sie fragten, ob es sich denn lohnte auf den Vulkan zu klettern antworteten diese:“ Take it easy guys, go for it!!“, also versteckten wir unsere Backpacks, liefen ein Stück des Weges, den wir schon am Tag zu vor gelaufen waren, zurück und machten uns dann auf in Richtung Mt. Ngauruhoe summit. Um auf den Gipfel des Vulkans zu gelangen, konnte man keinem Weg folgen sondern musste die nackten Felsen hochklettern. Vor uns lagen 700 Höhenmeter und schon nach ein paar Metern war uns die Lust eigentlich vergangen. Tja und dann war der noch der riesen Zufall, dass wir mitten in der Pampa David trafen, der mit zwei Kollegen ebenfalls versuchte den Vulkan zu erklimmen. Eine Stunde später waren wir dann angekommen und hatten wirklich einen fantastischen Panoramablick und auch der Krater konnte sich sehen lassen. An diesem Abend waren wir komplett game over  und machten uns schon mal mental auf die am nächsten Tag folgende 7 h Wanderung gefasst.

Am Donnerstag ging es dann nochmal auf einem wirklich landschaftlich schönen Stück zurück zum Ausgangspunkt. Doch leider hatten wir wieder einmal kein Glück mit dem Wetter. Es nieselte und war neblig. Doch das verlieh der kargen Gegend eine mystische Stimmung, so dass wir uns wirklich wie in Mordor fühlten und das Gefühl hatten, dass jeden Moment hinter einem Felsen ein Hobbit zum Vorschein kommen konnte.
Auf unserem Rückweg klagten wir dann alle über unsere schmerzenden Muskeln und dann hatten wir auch noch mitten im Nirgendwo bei strömendem Regen eine Autopanne. Wir hatten plötzlich Andys Zündkerze verloren. Doch wie die Kiwis halt sind, wurden wir schon nach einigen Minuten von einem sehr freundlichen Ehepaar abgeschleppt und kamen dann sicher zu Hause an.


So, dass war es dann mit den Geschichten für das Jahr 2010, ich hatte heute meinen letzten Arbeitstag und bin ab jetzt bis Ende Januar unterwegs.

Ich melde mich wieder im neuen Jahr.

I hope you are all well and I wish you all a Merry Christmas and a Happy New Year.

Euer Yannick

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Te Rerenga Wairua

Ja es ist schon wieder ein Monat vergangen, seit dem ich das letzte Mal vier Tage frei hatte. Dieses Mal hieß das Ziel Cape Reinga. Der Ort, an dem die tasman sea und der pacific frontal aufeinander treffen. Außerdem ist es im Glaube der Maoris der Ort, an dem die Seelen der Verstorbenen am einzigen vorhandenen Pohutakawa Baum ins Totenreich gleiten.

So hieß es am Mittwoch Abfahrt in Richtung Cape. Mit an Bord waren außerdem noch Andy und Thomas. Nach ungefähr 6 Stunden Fahrt waren wir endlich am Cape angekommen. Allerdings entschieden wir uns die Nacht an der Spirits Bay zu verbringen und erst am nächsten Tag das kleine, verbleibende Stück hoch zu fahren. Es war einmal mehr ein wunderschöner abgelegener Campingplatz mit einem Berg im Hintergrund (wie ihr auf den Bildern sehen könnt).

Andy und ich entschieden uns sofort, diesen selbstverständlich hoch zu klettern (wie sich später herausstellen sollte, genau das richtige Wort). Also stellte ich mir den Wecker auf 4.30 Uhr, damit wir den Sonnenaufgang gleich noch mitbekommen würden. Maybe ooor maybe not, der Wecker wurde natürlich ignoriert. Das war dann auch der Grund, warum wir erst am nächsten Morgen zu unserer kleinen Besteigung aufbrechen konnten. Unser Daueroptimist Andy war sich sicher:“ Da läufst locker in 20 min hoch.“ Also machten wir uns alle drei auf den Weg. Nach einer kleinen Flussüberquerung war es dann soweit, es ging bergauf. Doch nach 200m waren wir alle schon ziemlich am Ende, da es wirklich fast senkrecht bergauf ging. Tja und dann traf ich eine Entscheidung, die ich so nicht noch einmal treffen würde: Nachdem wir anfangs über eine Art Weide gelaufen waren, begann nun eine Felswand beinahe senkrecht aufzuragen und ich begann zu klettern. Nach 2-3 Metern wagte ich einen Blick nach unten, was ich besser nicht getan hätte. Denn es war doch gefährlicher, als es zuerst aussah. Als dann auch noch der nächste Stein, an dem ich mich hochziehen wollte herausbrach und zwei Meter neben Andy die Weide runter kullerte, begann ich ein ungutes Gefühl zu bekommen. Es gab nur ein Problem ich konnte weder zurück noch weiter, da die Wand vor mir nun wirklich senkrecht war. Zum Glück konnte ich dieses Stück umgehen und dann die letzten Meter zum Gipfel hochkraxeln. Aus den 20 Minuten war dann eine Stunde geworden, aber der Ausblick war fantastisch und so machte mir auch das Warten auf Andy nichts aus. Als wir dann zurück am Auto waren, ging es endlich ans Cape Reinga.  Wie sich schnell herausstellte, hatte sich die Anfahrt auf jeden Fall gelohnt, es lag etwas besonderes, magisches über diesem abgeschiedenen, windigen Ort, an dem lediglich der weiße Leuchtturm, auf menschliche Existenz hindeutet. Außerdem waren zu dieser Uhrzeit sehr viele Schnuffis unterwegs (Thomas und ich haben diese Bezeichnung für einen bestimmten Typ deutscher Backpacker erfunden, die man schon aus weiter Entfernung an so verschiedenen Merkmalen erkennt J). Nachdem wir dann gefragt wurde:“ Kän u please take ä piktschur of us?“ und wir dann mit:“Natürlich“ antworteten, war es schon sehr schwer den drohenden Lachkrampf angesichts der überraschten Gesichtsausdrücke und der vollkommen ernstgemeinten Frage:“Woher hasch des jetzt gewusst?“, zu verbergen.


Am Freitag sind Andy und ich nach ausgiebigem Frühstück surfen gegangen. Zuerst mussten wir allerdings einen Fluss überqueren. Das Wasser, das uns sprichwörtlich bis zum Halse stand, gab uns immerhin schon einen kleinen Hinweis auf die Temperaturen, die uns im Meer erwarteten, es war sehr kalt. Da es aber sehr hohe Wellen hatte, stand dem surfen eigentlich nichts mehr im Wege. Ich fand den Weg ins Wasser zuerst und die Wellen die von draußen groß aussahen, wurden plötzlich respekteinflößend. Ja es war schon ein Erlebnis, die komplette Kraft der tasman sea am eigenen Leib zu spüren. Aber bis auf ein paar Sekunden stand ich nicht lange auf dem Brett, da ich erstens noch nicht gut genug bin und ich zweitens viel zu sehr mit überleben beschäftigt war ;-). Danach haben wir uns dann die letzten, von ehemals hunderttausenden, Kauris Neuseelands angeschaut. Kauris sind riesige Bäume, deren Durchmesser über 5 Meter beträgt. Der größte von ihnen ist Tane Mahuta, the lord of the forest. War ebenfalls ein beeindruckendes Erlebnis, da man sich neben diesen Riesen ziemlich klein vorkam, und die Schnuffis waren witziger Weise auch wieder vor Ort, als hätten wir unsere Reisepläne abgesprochen.

Am Samstag gabs dann noch einen Ausflug an den Strand mit ein bisschen Rugby und smalltalk mit ein paar maoridudes, bevor Andy dann das Bedürfnis hatte sich das Surfbrett gegen die Stirn zu rammen (sorry dafür J), woraufhin wir das Krankenhaus besuchten. Bis auf einen kleinen cut, war es aber nicht weiter schlimm und so ließen wie den Trip bei einem leckeren Essen auf der Farm ausklingen.

So that’s it, I hope you are all well! I wish you a nice advent.
Take care
Yannick